Pfarrkirche zum hl. Rupert, Stumm im Zillertal - Geschichte Ort und Pfarre
Geschichte
Ort und Pfarre
(Bild Stumm um 1900)
Erstmals begegnet uns eine Nachricht über das Zillertal 889 , als König Arnulf dem Kleriker Pilgrim, der später Erzbischof von Salzburg wurde, ein Gut im Zillertal schenkt. Darauf geht die Salzburger Herrschaft über das Zillertal zurück , das bis 1810 beim Hochstift blieb . Aus diesem Territorium wurden lediglich die Güter in Stumm ausgegliedert, die 1132 Erzbischof Konrad I. dem neu gegründeten Kloster Herrenchiemsee schenkte. Aus dieser Schenkung hat sich in der Mitte des Zillertales, wo der Märzenbach (ein Nebenfluss des Ziller) seine Klamm verläst, das Pfarrdorf Stumm entwickelt. Der Name bedeutet wahrscheinlich eine hügelige Gegend. Dieses Augustinerchorherrenstift besaß die Hofmark Stumm bis 1556. Die Vogteirechte (Oberherrschaft) übten ab 1244 die Herzöge von Bayern aus, nach 1506 die Grafen von Tirol. Das Kloster Herrenchiemsee verkaufte 1556 die Herrschaft an Adelige. Am längsten verblieben die Hofmark und das Schloss Stumm im Besitz der Salzburgischen Familie Schidenhofen (1586-1744). Sie nannten sich von und zu Stumb und Triebenbach. Ihr Wappentier, der Steinbock, ist für das Zillertal charakteristisch. Ganz unabhängig von dieser weltlichen Zugehörigkeit des Zillertals zum Hochstift Salzburg verlief spätestens seit 739 die Diözesangrenzen mitten durch das Tal. Der hl. Bonifatius hat bei der Regeluierung der Bistumsgrenzen den Fluss als "nasse Grenze" genommen. So bildet der Ziller seither ununterbrochen die Grenze zwischen der Erzdiözese Salzburg und dem Bistum Brixen (seit 1920 Innsbruck).
Von einem Priester, der in Stumm wohnt, hören wir zum ersten Mal 1372. Die Vikare hingen stets vom Pfarrer in Zell ab. Erst 1858 erlangte Stumm die Erhebung zur selbständingen Pfarrei.
Pfarrkirche zum hl. Rupert
Baugeschichte
Auf einer seichten Bodenschwelle mitten im Dorf liegt die geostete Pfarrkirche zum hl. Rupert. Seit im Herbst 1988 anlässlich der Innenrestaurierung unter dem Landesarchäologen W. Sydow eine Bodengrabung durchgeführt wurde, kann kein Zweifel mehr über die Vorläuferbauten des heutigen Gotteshauses bestehen.
- Demnach ist die älteste Kirche an dieser Stelle nicht vor dem 12. Jahrhundert zu datieren. Sie war stets eine Filiale der Ur- und Mutterpfarre Zell am Ziller, die auch seelsorglich zunächst von dort betreut wurde. Dieser Bau hatte eine Länge von 9,85 m und eine Breite von 5,15 m im Schiff.
- Vor dem 14. Jahrhundert wurde diese Kirche nach Westen hin erweitert; die Breite des Schiffes wurde beibehalten. Spätestens ab dieser Zeit war die Kirche von einem Friedhof umgeben.
- Erst die dritte Bauphase schuf im Wesentlichen den heutigen Zustand. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts hat man sich entschlossen, das bisher bestehende Gotteshaus total abzubrechen und durch einen kompletten Neubau zu ersetzen. Der Turm, der Chorraum um die Außenmauern sind in dieser Bauphase entstanden. Die Wandvorlagen waren ebenso wie die freistehenden Stützen aus Kramsacher Marmor gearbeitet. Wir haben uns diesen Raum als dreischiffige spätgotische Hallenkirche vorzustellen, ähnlich wie er uns in der Pfarrkirche von Kufstein heute noch vor Augen tritt. Diese Kirche hatte drei Eingänge mit spitzbogigen spätgotischen Marmorportalen, von denen das vermauerte nördliche bei der jüngsten Renovierung wieder freigelegt wurde. Am 4. Mai 1511 hielt der Bischof von Chiemsee Berthold Pürstinger die Kirchweihe. Als Planverfasser und Bauleiter darf wohl Jörg STEYRER, das damalige Haupt der Hagauer Bauhütte, ansprechen.
- Erst 1765 wurde anlässlich ihrer Barockisierung die Kirche um ein Joch (etwa 5 m) nach Westen verlängert, wobei das gotische Portal des Haupteinganges wiederum Verwendung fand.
Der hl. Rupert als Kirchenpatron
In diese Situation passt sehr gut der Patron der Kirche: der hl. Rupertus. Die erste schriftliche Erwähnung der Kirche ist vom 21. April 1414 erhalten, als von einer Seelenmess-Stiftung im "Rupertusgotteshaus ze Stumm in der Zellerpfarr" die Rede ist. Es seien hier auch die beiden anderen Rupertkirchen in Tirol kurz erwähnt. Aurach bei Kitzbühel (Anfang 14. Jh.) und Eben am Achensee, das etwa gleich alt wie Aurach sein dürfte. Diese Gotteshäuser markieren mit ihrem Patron wichtige Ferntransportwege des Salzes, wobei der hl. Rupert mit der Salzkufe der gegebene Patron gewesen ist.
Der Kirchenbau
Die Bauzeit der Kirche ist mit ca. 1500-1510 festzulegen. Den Hinweis gibt das überaus elegante Sakramenthäuschen, das 1765 vor dem Westportal der Kirche als Totenleuchte eingemauert wurde. Unter einem gedrehten Stab baut sich eine Kielbogennische mit zierlichem schmiedeeisernem Gitter auf, das die Jahreszahl 1502 trägt. Eine Kreuzblume schließt die Nische ab. Eine so feine Arbeit kann nur der führende Meister der Hagauer Steinmetzen geschaffen haben. Es ist dies Jörg STEYRER, der auch Planverfgasser und Bauleiter des Gotteshauses war.